Freitag, 16. April 2010

Duftmarken

Leider kommt es oft vor, dass sich jemand zu mir ins Abteil gesellt, der penetrant riechende Parfums oder Deodorants verwendet. Wie kann ich darauf gewaltfrei reagieren? H.J. Hall, per E-mail

Körper- oder auch Mundgeruch gehören zu den letzten grossen Tabus unserer ach so offenen Gesellschaft. Man kann das Problem kaum ansprechen, ohne jemandem empfindlich zu nahe zu treten. Sie sprechen nun aber nicht so sehr das Stinken, sondern einen extensiv aufgetragenen künstlichen «Wohlgeruch» an, der Ihre Sinne irritiert. Ich kenne das gut, denn es gibt für jeden Menschen gewisse Parfums, die man einfach nicht leiden kann oder gar Kopfschmerzen verursachen. Und genau da liegt das Problem: Was für Sie penetrant duftet, ist für andere ein eleganter Wohlgeruch. Es gibt also, anders als beim durch mangelnde Hygiene verursachten Stinken, kein objektiv einklagbares Versäumnis. Früher hätte man noch das Fenster herunter reissen und sich demonstrativ hechelnd in die frische Luft hängen können, doch das ist bei den modernen Bahnwaggons aus verschiedenen Gründen nicht mehr möglich. Es bleibt ihnen also nur die Flucht. Wenn fliehen, wird der wandelnden Parfumwolke die Lust vergehen, sie zu behelligen. Oder verwickeln Sie die Person in ein Gespräch und entdecken Sie trotz der scheinbar inkompatiblen Duftvorstellungen vielleicht gemeinsame Interessen. Das könnte Linderung verschaffen, denn oft kann man einen Menschen ja genau darum nicht «riechen», weil er einem nicht bekannt oder sonst wie unsympathisch ist.

1 Kommentar:

  1. Das ist ja interessant. Ich kenne diese Problematik des "Wohlgeruch" von mir selber. Am Morgen passiert es mir oft, dass ich, weil ich verschlafen bin, mich zwei Mal parfümiere. Diesen Fehler bemerke ich dann oft im Zug, wenn mein Parfüm penetrant in meine Nase steigt. Sorry, liebe Mitreisenden...

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