Freitag, 16. April 2010

Kinderschreck

Kleine Kinder sind ja süss, aber machen im Zug oft einen Riesenkrach. Muss man die Rotzbengel auf Gedeih und Verderb rumbrüllen lassen und alles wortlos schlucken – oder darf man Ruhe einfordern? Stefan R., Wetzikon

Sie böser Mann Sie! Vor Ihnen hat man uns einst gewarnt: Der Kinderhasser, der jede nicht ganz ausgewachsene Kreatur zutiefst verachtet und sie am liebsten fesseln würde, um sie als Paket verschnürt an den Nordpol zu verschicken! Kleiner Scherz, ja? Denn tatsächlich können wir uns sehr gut in Ihre Situation versetzen und Ihren Ärger nachvollziehen. Kinder sind manchmal einfach die Pest. Vor allem, wenn sie länger stillsitzen müssen und ihnen langweilig wird – also im Zug. Sie beginnen dann zu turnen, zu krähen und sinnlos im Gang auf und ab zu gehen, wobei sie es besonders auf die Mitmenschen abgesehen haben, die sich zu konzentrieren versuchen. Die Bengel glotzen ungefragt auf Laptop-Bildschirme und stellen freche Fragen. Sie müssen das keineswegs schlucken. Es nützt zwar nichts, die Knirpse anzuschnauzen, doch Sie können sich vertrauensvoll an die Erziehungsberechtigten wenden, welche diese Bratzen üblicherweise begleiten. Von ihnen dürfen sie mehr Kontrolle einfordern. Die so Getadelten werden Ihnen natürlich auch nicht gerade um den Hals fallen. Aber damit sollten Sie leben können, denn Sie haben im ganzen Waggon Dutzende neuer Freunde gewonnen, die von Ihrem heroischen Auftreten als Robin Hood der Ruhesuchenden mitprofitieren. Da lohnt es sich also durchaus, ein bisschen den Kinderschreck zu spielen.

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