Freitag, 16. April 2010

Swinger-Bar-Bahn (SBB)

Kürzlich hatte ich das zweifelhafte Vergnügen, im gleichen Abteil mit einem Paar zu sitzen, das sich während der Fahrt gegenseitig die Füsse massierte. Was halten Sie von solch öffentlicher Intimität? Erich G., Zürich

Es ist ein eigenartiges Ritual frisch verliebter oder auf permanenten Kuschelkurs bedachter Paare, wenn die Dame aus ihren Schuhen schlüpft und ihrem Partner die bestrumpften Füsse zum Kneten hinhält. Als Beobachter hofft man nur, dass die Strümpfe bzw. die Schuhe einigermassen frisch waren bzw. dass man dem Mann nicht plötzlich die Hand geben muss. Ich bin jeweils sehr hin- und hergerissen zwischen Entzücken über diese spontanen Intimitäten und Entsetzen über die öffentliche Zurschaustellung derselben. Wenn die Dame hübsche Füsse hat und der Mann elegante Hände, mag man einen Moment des Glücks mitempfinden, aber das ist doch eher selten der Fall. Und was Sie beobachtet haben, lieber Leser, also gegenseitiges Massieren der Füsse, das übersteigt meine recht dehnbaren Vorstellungen von Toleranz doch deutlich. Als Faustregel würde ich sagen: Ein spontanes Küsschen und eine herzliche Umarmung sind fein, aber die meisten anderen Formen der intimen Zuneigungsbezeugung eignen sich nicht für den öffentlichen Verkehr. Dazu gehören Kuscheln, Streicheln (unter den Kleidern) oder feuchtschmatzendes Knutschen in Anwesenheit anderer Passagiere. Die Bahn ist ja trotz allem Komfort, der inzwischen geboten wird, kein Swinger-Club. Man befindet sich in Gesellschaft, und entsprechend hat man seine Ekstase etwas zu zügeln.

1 Kommentar:

  1. Ich habe diesen Fall meiner Masseurin erzählt. Sie meinte, weshalb nicht Profimasseure diesen Dienst in der Bahn anbieten könnten?

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